Klausyphos

Bauunternehmer Groth und das Menetekel von Schmargendorf

Das Omen war eigentlich nicht zu übersehen. Und deshalb hätte Klaus Groth gewarnt sein können. Aber wer achtet schon gern auf eindeutige, dunkle Vorzeichen, wenn man das große Geld wittert. Der Bau-Löwe war sich einfach zu sicher und so übersah er wohl die steinerne Skulptur, die direkt neben der nördlichen Westgrenze der Schmargendorfer Kleingartenkolonie Oeynhausen steht: Sisyphos.

 

Athletisch und nackt - bis auf den lichten Scheitel also keine äußere Ähnlichkeit mit dem Berliner Projektentwickler – so versucht die Sagengestalt der griechischen Mythologie, ihren unerfüllbaren Job zu meistern, einen großen Felsblock immer wieder bergauf zu wälzen. Ein tragischer Held.

 

Wer Sisyphos war? Wenn man dem Dichter Homer Glauben schenken möchte, war er ein Königssohn, der sich für den klügsten und weisesten unter den Sterblichen hielt. Er legte sich in seiner Überheblichkeit sogar mit Göttersöhnen an, dem Todesgott Thanatos und schließlich selbst mit Göttervater Zeus.

Die furchtbare Strafe für den Frevler: Er wurde in die Unterwelt verbannt, musste dort einen großen Stein einen steilen Hang hinauf rollen. Aber kurz vor dem Ziel entglitt ihm jedesmal der Stein, rollte wieder abwärts. Sisyphos musste immer wieder von vorne anfangen.

 

Sisyphosarbeit wurde zur Metapher für sinnlose Mühe. Eine komplizierte Aufgabe, die immer wieder scheitert. Eine Tätigkeit ohne absehbares Ende. Ein Vorhaben, das einfach nicht funktionieren kann. Niemals!

 

Zurück zu Klaus Groth. Wir wissen nicht, ob er sich auch für extrem weise und klug hält. Wir wissen aber, er möchte die Kolonie Oeynhausen schleifen lassen und dort Luxuswohnungen bauen. Gegen den Widerstand von Kleingärtnern und Anwohnern, BVV-Mehrheit, Experten-meinungen und selbst gegen den Willen von Berliner Wohnungssuchenden.

 

Vielleicht dämmert auch ihm ja allmählich die Erkenntnis, er könne sich hier eine Sisyphosarbeit aufgehalst haben. Ein Plan, der nicht aufgehen kann. Die Metamorphose zu Klausyphos…

 

Das hätte er auch einfacher haben können – wenn seine Scouts begriffen hätten, was sich da als Menetekel an der Feuerwehrzufahrt zum Gebäude Kissinger Straße 54 abmüht.

Vielen Dank für den Beitrag an den Autor: Holger J.

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Kommentare: 5
  • #1

    Frank S. (Sonntag, 29 September 2013 18:54)

    Holger,
    nomen est omen. Ich danke Dir für Deine Ausarbeitung.
    Venceremos!

  • #2

    Jimmie (Mittwoch, 02 Oktober 2013 04:27)

    Kann und will mir (Groß)Stadt ohne Grün nicht vorstellen. Drücke der Kolonie Oeynhausen und damit allen Berlinern die Daumen!
    Jimmie, New York (Central Park keeps me sane)

  • #3

    michi (Mittwoch, 09 Oktober 2013 18:32)

    Warum zeigt Ihr den Leuten nicht, wieweit Eure Sache gelaufen ist-Berliner Woche vom 07.102013- Senatsplan sieht Bebauung der Kolonie Oeynhausen vor.
    Hört auf zu Träumen und unterrichtet die Kleingärtner richtig.

  • #4

    @michi (Mittwoch, 09 Oktober 2013 22:58)

    Der gemeinte Senatsplan ist der Step Wohnen. Der Flächennutzungsplan sieht seit 1994 vor, dass hier eine Grünfläche bleibt - auch ein Senatsplan, ebenso wie der Kleingartenentwicklungsplan, der uns als 'hoch gesichert' ausweist. Alles schön vom Abgeordnetenhaus beschlossen. Der Step Wohnen war übrigens Thema des Einwohnerantrages für den 3500 Unterschriften gesammelt wurden und der von der Bezirksverordnetenversammlung im August beschlossen wurde.

    Aber klar ist auch: wenns ums Bauen geht und darum einzelnen Investoren auf Kosten des Gemeinwohls mehrere tausend Prozent Gewinn zu bescheren der eigentlich dem Land zusteht, dann zählt ein Senatsplan mehr als der andere.

  • #5

    ey..michi (Mittwoch, 09 Oktober 2013 23:09)

    ... hast die Berliner Woche gelesen, aber nicht was der Senat will... tut... möchte.. plant...

    Da Sie ja den Durchblick haben, was wäre denn die richtige Unterrichtung der Kleingärtner?

    btw. (nur am Rande erwähnt ;-)) ... Wahrscheinlich haben auch Sie mitbekommen, dass im Moment ein Bürgerbegehren durchgeführt wird. Schon der Einwohnerantrag der "nur" ca. 300 betroffenen KleingärtnerInnen brachte es auf über 3.500 Stimmen, die gegen eine Bebauung mit Luxuswohnungen waren ( wahrscheinlich nicht nur KleingärtnerInnen). Man sollte davon ausgehen, dass die Gartenzwerge für das Bürgerbegehren noch mehr Gegner des Beton-Golds auf die Gleise stellen. Momentan scheinen die "michis" - wie auch die FDP - nicht im Sinne des Bürgerwillens zu votieren. Wenn Ihnen London, Paris, München und etc. besser gefallen (interessant in diesem Zusammenhang die Kommentare am Artikel des Guardian), dann mal los.

    Gartenzwerge, Anwohner und Betroffene...

    kämpft weiter, ich komme demnächst wieder in der schönen Anlage durchatmen, Familien bei der Gartenarbeit beobachten, Obst und Gemüse mitnehmen, eine lecker Pause am neu bewirtschafteten Vereinsheim machen und die graue Betonstadt vergessen... mein Hund freut sich auch (schöne Grüsse an dieser Stelle von ihm und ja, ich hab ne Tüte dabei).

    Haut rein GartenfreundeInnen

    viele Grüße vom

    Kleingartenbesucher